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In einem Bericht der Oberösterreichischen Nachrichten zieht Bezirksfeuerwehrkommandant Thomas Wurmtödter Bilanz über sein erstes Jahr in seiner Funktion als "Chef" der 74 Feuerwehren im Bezirk Freistadt.
Heute vor einem Jahr wurde der Kefermarkter Thomas Wurmtödter (54) – als Stellvertreter des jetzigen Ehren-Bezirkskommandanten Franz Seitz logischer Nachfolger – einstimmig zum neuen Bezirkskommandanten des Bezirkes Freistadt gewählt. Eine erste Bilanz nach einem Jahr als Bezirkskommandant.
War es denn für den Feuerwehr-Bezirk wunschgemäß ein gutes Jahr?
Nicht jeder Einsatz endet gut, vor allem, wenn ich an die fünf geborgenen Toten denke. Wir müssen aber das Gute in der Rettung von Menschen, Tieren sowie Hab und Gut sehen. Diesbezüglich sind 2019 die Anforderungen an die Feuerwehren erneut gestiegen, wenngleich wir von Unwetterkatastrophen verschont blieben.
Wie ist der Bezirk für all die Anforderungen gerüstet?
Die 74 Feuerwehren des Bezirkes zählten zum Jahresende 9684 Mitglieder, davon 6693 Aktive. Diese sind genau 10 Prozent der Einwohner des Bezirkes oder erstaunliche 250 pro Gemeinde. Erfreulich sind auch die 845 Jugendlichen sowie die 770 Frauen, die im Einsatz sind. Leider musste 2019 die Feuerwehr Prandegg aufgelöst werden, da kein Kommando mehr gestellt werden konnte.
2019 wurden im Bezirk die Feuerwehren über 3000 Mal zu Hilfe gerufen.
Ja, die Einsatzkräfte wurden genau 3131 Mal aus dem Schlaf oder Arbeitsalltag gerissen und rückten mit ihren 233 Einsatzfahrzeugen aus. Dabei wurden deren Kompetenzen enorm gefordert. Neue Technologien wie Elektrofahrzeuge, Photovoltaikanlagen, Baustoffe und Materialien bringen neue Gefahren und Herausforderungen mit sich, zudem auch die S10 mit den Tunneleinsätzen. Dazu braucht es eine stetige Aus- und Weiterbildung, um die Schadensfälle beherrschen zu können. Stillstand bedeutet Rückschritt, und der darf uns nicht passieren. Darum macht es mich stolz, dass im letzten Jahr 1400 Aktive an Lehrgängen teilnahmen. Dies schlägt sich auch bei diversen Bewerben nieder, wo wir zahlreiche Spitzenplatzierungen erreichten.
Das beruhigt, die Feuerwehr werden wir wohl auch in Zukunft brauchen?
Das ist, wenn ich nur daran denke, was "Petra" und "Sabine" uns in den letzten Wochen bescherten, leider zu erwarten. Darum muss man vor allem bei der Jugendarbeit ansetzen. Um den Nachwuchs zu sichern, wurde das Beitrittsalter auf das achte Lebensjahr herabgesetzt. Ich hoffe, dass diesbezüglich auch vielen Eltern der Ernst der Lage bewusst ist und sie ihre Kinder auch für die Feuerwehr motivieren können – und wollen.
Es heißt immer: "Ohne Geld koa Musi". Fühlen Sie sich finanziell ausreichend unterstützt?
Ja, die Bürgermeister erkennen den Ernst der Lage, haben großes Verständnis für uns. Nach oben ist aber immer noch Luft! Ein großes Dankeschön muss ich aber der Bevölkerung im Bezirk sagen, die uns bei diversen Anlässen immer großzügig unterstützt. Ohne sie wäre vieles nicht möglich.
Zurück zu Ihnen persönlich. Sie sind Ansprechpartner für fast zehntausend Kameradinnen und Kameraden.
Ich fahre nebst meinen Alarmierungen als Bezirkskommandant – 40 Mal im Jahr 2019! – gerne hinaus zu den Versammlungen. Nicht nur, um dort etwas zu erzählen, sondern auch, um zuzuhören, Sorgen verstehen zu lernen, vor allem aber echte Kameradschaft erleben zu dürfen und die Freude aller bei der Hilfe für den Nächsten zu spüren.
Haben Sie dann noch genügend Zeit, auch zu Hause zuzuhören?
Na ja, knapp wird’s schon, zudem arbeite ich Vollzeit. Meine Frau trägt aber mein verantwortungsvolles Ehrenamt verständnisvoll und geduldig mit. Dankenswerterweise auch mein Dienstgeber.
Manche beneiden Sie wegen Ihres roten allradbetriebenen Dienstautos.
Das dient sicherlich nicht meinem Vergnügen, sondern allen Mitmenschen, für die ein Bezirksfeuerwehrkommandant Tag und Nacht, bei Eis und Schnee, Sturm, Hagel oder Überschwemmungen unterwegs sein muss. Das rote Auto ist meine unverzichtbare blecherne "24-Stunden-Hilfe". Und: Allradantrieb im übertragenen Sinn haben auch alle meine Kameraden und Kameradinnen in den 74 Feuerwehren. Das ist mir noch wichtiger!
Und das Resümee nach einem Jahr?
Ich bin eigentlich sehr zufrieden und für 2020 zuversichtlich, mit den 74 Feuerwehren den Herausforderungen gewachsen zu sein – vor allem aber hoffe ich, dass wir dabei gesund bleiben.
Der Bericht ist am 19.02.2020 in der Ausgabe der Oberösterreichischen Nachrichten erschienen.
Link zum Originalbericht
Bildquelle: Karlheinz Sandner